Die Vereinten Nationen haben sich 2015 auf Nachhaltigkeitsziele geeinigt, welche die Menschen und Staaten in den nächsten 15 Jahren anspornen sollen, sich für eine gerechte und lebenswerte Welt einzusetzen. Diese richten sich nicht nur an die Länder des Globalen Südens, sondern an alle Staaten. Denn ein Leben in Würde ist für künftige Generationen nur möglich, wenn sich Konsumverhalten und Lebensstil auch in den Industrie- und Schwellenländern ändern.
Die Kirche steht hier in einer besonderen Verantwortung: Durch unsere weltweiten ökumenischen Partnerschaften befinden wir uns in einer Weggemeinschaft und gemeinsamen Schöpfungsverantwortung. Unsere Partnergemeinden im Globalen Süden weisen uns zu Recht darauf hin, dass z.B. in Brasilien oder Indien riesige Anbauflächen zur Kultivierung von Agrokraftstoffen genutzt werden, um den Energiehunger des Nordens zu stillen. Und auch die Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandel spüren unsere Schwestern und Brüder im Globalen Süden stärker als wir: Sei es der Meeresspiegelanstieg, der zur Versalzung von Anbauflächen führt, oder die Zunahme an Extremwettereignissen wie Wirbelstürmen, die Ernten vernichten und zu Hunger und Armut beitragen.
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, das Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten berücksichtigt. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen.
Warum Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für den Kirchenkreis ist
Die Nordkirche, die Kirchenkreise und die Kirchengemeinden sind sich ihrer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung bewusst. Dies findet seinen Ausdruck in einer Vielzahl von Aktivitäten: Konfirmanden beschäftigen sich mit Klimaschutz und dem ökologischen Fußabdruck, der Kirchenkreis und ein Großteil der Gemeinden beziehen ihren Strom aus regenerativen Energiequellen, in vielen Gemeinden und Einrichtungen werden Produkte aus dem Fairen Handel verwendet. Mit der Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes hat sich die Nordkirche ein ambitioniertes Ziel gesetzt – bis zum Jahr 2050 möchte sie CO2-neutral sein. Um dies zu erreichen, müssen schon heute die richtigen Wege eingeschlagen werden. Bischof Gothart Magaard brachte es in seinem Geleitwort zum Klimaschutzkonzept der Nordkirche auf den Punkt, indem er die Fragen betonte, die wir uns als Kirche im Alltag stellen müssen: „Wie nutzen wir unsere Gebäude? Welche Gebäude werden wir in Zukunft nicht mehr benötigen? Welche Gebäude sollten wir energetisch optimieren? Wie halten wir es mit der Vielzahl unserer Gremien? Wie können wir klimafreundlich anreisen? Wie sieht eine klimafreundliche Büroausstattung aus?“
Mit der Setzung des Jahresthemas 2018 sollen Impulse für diese vielen kleinen Schritte gesetzt werden. Denn Bildung für nachhaltige Entwicklung ist der Schlüssel, um das Thema positiv zu besetzen und Lust auf Veränderung zu machen.
Was es schon alles im Kirchenkreis gibt
Mit unserem Jahresthema können wir auf bestehende Strukturen und Prozesse im Kirchenkreis aufbauen: So werden im Bereich Mobilität längere Strecken mit der Bahn getätigt, der EKJB-Bus wird für gemeinsame Fahrten genutzt und in der Partnerschaftsarbeit wird der CO2-Ausstoss der Flugreisen über die Klima-Kollekte kompensiert. Bei der Beschaffung werden bevorzugt regionale und/ oder fair gehandelte Produkte genutzt, es wird Umweltpapier verwendet und es findet ein Bündeleinkauf von Strom und Erdgas statt. Und auch im Gebäudemanagement werden viele Räumlichkeiten multifunktional genutzt und es werden gegenwärtig die Gebäudepläne im Kirchenkreis erfasst. Dennoch gibt es Bereiche, in denen wir noch besser werden können.
Mit dem Jahresthema verbundene Ziele
Die Setzung als Jahresthema bietet die Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz als Querschnittsthemen im Kirchenkreis und den Gemeinden zu verankern, und damit bei verschiedenen Zielgruppen ein Bewusstsein zu schaffen sowie konkrete Handlungsoptionen zu eröffnen. Hierbei ist es wichtig, das Thema nicht als Verzicht zu begreifen, sondern Nachhaltigkeit als Bestandteil eines „guten Lebens für alle“ zu sehen. Hierbei darf der positive Einfluss auf die Außenwahrnehmung des Kirchenkreises nicht unterschätzt werden, wenn wir weitere konkrete Schritte zur Bewahrung der Schöpfung und der Umsetzung des Klimaschutzgesetzes gehen.
Durch die vielfältige Kompetenz im Bildungsbereich – sei es in der Frauenarbeit, in der Kinder- und Jugendbildung oder der Ökumene – haben wir die besten Voraussetzungen dafür, den angestrebten Bewusstseinswandel in einer inklusiven Vorgehensweise mitzugestalten.
Die Arbeit der Projektgruppen
Der Kirchenkreisrat hat am 04. April 2017 das Jahresthema 2018 beschlossen, das sich unter dem Motto „Guten Morgen – Aufgeweckt die Schöpfung gestalten“ mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz beschäftigt.
Die Projektgruppe des Jahresthemas, zusammengesetzt aus Vertreter*innen kirchlicher Einrichtungen, aber auch engagierter Privatpersonen, kommunaler Stellen und Vertreter*innen von Umweltorganisationen, hat 6 Arbeitsgruppen eingerichtet, die Vorschläge für eine konkrete Umsetzung des Jahresthemas entwickelt haben. Hierbei handelt es sich um Arbeitsgruppen zu den Themenfelder Beschaffung und Management, Mobilität, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, nachhaltige Landbewirtschaftung, Gemeinwohl-Ökonomie und Gebäudemanagement, wobei die letztgenannte AG durch den Klimaausschuss des KK NF durchgeführt wurde. Alle AGs haben im Zeitraum September/ Oktober jeweils zwei Mal getagt und die nachfolgend vorgestellten Vorschläge entwickelt.
In den Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass es zwei unterschiedliche Zeithorizonte gibt, in denen das Thema gedacht werden muss:
1. Welche inhaltlichen Schwerpunkte können wir im Jahr 2018 setzen?
2. Welche langfristigen Prozesse sollen durch das Jahresthema angestoßen werden, die über das Jahr 2018 hinausweisen und der Umsetzung des Klimaschutzgesetzes der Nordkirche dienen.
In den Arbeitsgruppen wurde durchgehend das Bedürfnis spürbar, dass der Kirchenkreis eine Vorreiterrolle einnimmt, und damit als wichtiger Akteur in dem gesellschaftlich relevanten Themenfeld einer sozial-ökologischen gesellschaftlichen Transformation wahrgenommen wird. Bildungsarbeit ist hierfür eine notwendige Voraussetzung, aber auch wir als Kirche müssen „vom Reden ins Tun“ kommen. In der aktuellen Nachhaltigkeitsbewegung werden die alten Suffizienzerfahrungen und Suffizienzrituale der Kirchen neu mit Leben gefüllt. Unsere Kirche kann hier Impulse für eine „Ethik des Genug“ geben und diese Ethik selbst vorleben.