Gut leben – das wollen wir alle. Wir haben vielleicht unterschiedliche Vorstellungen davon, was ein „gutes Leben“ bedeutet, wir wollen „uns verwirklichen“ oder, „dass es den Kindern einmal besser geht“. Aber dass wir ein gutes Leben wollen, ist eine Selbstverständlichkeit. Und dabei denken wir nicht nur an uns, sondern engagieren uns für das Gemeinwohl. Wir sind in der Freiwilligen Feuerwehr, unterstützen Geflüchtete bei ihrem Ankommen oder engagieren uns in kulturellen Einrichtungen wie dem Filmklub oder dem Husumer Speicher.
Etwas läuft nicht rund
Dennoch bekommt eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über Vorstellungen des guten Lebens schnell einen paternalistischen Beigeschmack. Wir wollen uns schließlich von niemandem sagen lassen, wie wir leben sollen. Ethik und Moral werden fast zu Schimpfwörtern, die kommen doch von den „Gutmenschen“, die uns aus ihrer liberalen Bürgerlichkeit heraus sagen wollen, was wir zu tun und zu lassen haben.
Gleichzeitig spüren wir, dass irgendetwas nicht rund läuft in unserer Gesellschaft und unserem Wirtschaftssystem. Der US-amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat es als „Unbehagen in der Globalisierung“ bezeichnet. Die Gesellschaft driftet auseinander, und ab einer gewissen Schwelle führt ein höheres Wachstum nicht mehr zu einer höheren Lebensqualität. Wir beginnen zu verstehen, dass die Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Bangladesch etwas mit unserem Einkaufsverhalten zu tun haben. Wenn alles immer billiger sein soll, dann zahlen andere den Preis dafür. Und gerade wir an der Nordsee verstehen, was Klimawandel bedeutet. Wenn irgendwann unsere Halligen nicht mehr bewohnbar sein werden, weil der Meeresspiegel ansteigt, um wie viel schlimmer ist es dann für die Menschen im Südpazifik, deren Inseln schon in absehbarer Zeit einfach aufhören werden zu existieren?
Visionen für ein zukunftsfähiges Nordfriesland
Diese Themen haben sich der Filmklub Husum und der Kirchenkreis Nordfriesland in zwei Veranstaltungen angenommen. Am 20. März wurde im Kino-Center Husum der französische Dokumentarfilm „Tomorrow“ gezeigt, in dem weltweit Projekte und Initiativen vorgestellt werden, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Dieser Film zeigt konkrete Lösungsansätze auf, die dem Einzelnen, der Politik und der Wirtschaft Mut machen, das Handlungsruder radikal herumzureißen, um nachfolgenden Generationen die Bewohnbarkeit unseres Planeten zu ermöglichen. Die Filmvorführung wurde eröffnet von Landrat Harrsen und Propst Jessen-Thiesen, die beide ihre Visionen für ein zukunftsfähiges Nordfriesland vorstellten. So will der Kreis Nordfriesland seine strategischen Ziele überarbeiten und in den Kontext der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen stellen. Außerdem soll ein neues Klimabündnis für Nordfriesland initiiert werden. Der Kirchenkreis engagiert sich über den Energiebündeleinkauf, so dass in kirchlichen Einrichtungen kein Atom- oder Kohlestrom mehr aus der Steckdose kommt. Darüber hinaus soll das Verkehrsaufkommen durch intelligente Mobilitätskonzepte reduziert werden.
Nicht nur handeln
Aber auch die Bürger*innen werden aktiv. In einem Nachfolgetreffen zum Film, an dem am 03.April 30 Menschen teilnahmen, gründeten sich spontan drei Arbeitsgruppen, die sich mit einer nachhaltigen Zukunft in Nordfriesland beschäftigen, und zwar schwerpunktmäßig mit den Themen Verkehr, Landwirtschaft und Umwelt sowie Müllvermeidung. Es geht also voran in Nordfriesland, nicht zuletzt durch ein starkes bürgerschaftliches Engagement.